Zuchtbericht Dicrossus foirni

In 2015 war nun, selten genug, Dicrossus foirni auf dem Markt, vorgestellt u. a. auch in der Zeitschrift „Aqualog Terralog NEWS für Aquaristik und Terraristik“ Nr. 114, die mir freundlicherweise Sven Seidel vom Welsladen in Chemnitz überlassen hat. Da war sie, die größte Dicrossus-Art: sehr schöne Fotos, ein wirklich „spektakulärer“  Fisch, und mein Ehrgeiz war wieder erwacht. Im vergangenen Jahr in Markersbach hatte Ralf Schellenberger etliche dieser Tiere mit ausgestellt, allerdings waren sie damals noch recht klein und eher unscheinbar. Als ich ein viertel Jahr später auf der Suche nach D. foirni war, kamen wir zwangsläufig zusammen. Über ein Tauschgeschäft bekam ich von Ralf drei Tiere, nur hatte die Sache einen Haken: bei ihm im Becken schwammen scheinbar nur Männchen. Ich durfte mir die Fische selbst aussuchen und herausfangen, und was soll ich sagen, ich hatte ein großes Männchen, einen ähnlich aussehenden kleineren Kollegen und einen ganz kleinen, eher zurückgebliebenen Fisch erwischt. Nach der Devise: „Mal sehen, was aus dem wird.“ konnte ich nach drei Wochen konstatieren, dass ich Ralf wahrscheinlich sein einziges Weibchen abgeluchst hatte, natürlich unbeabsichtigt!                                                                                                                                            So, erstmal einleben und in Ruhe lassen, ab damit in ein großes Becken mit L 240 (Segelflossen-Rüsselzahnwels) mit Wasserwerten um pH 7 und dKH 3°. Dort drinnen konnten sie sich kennenlernen und noch vollends groß werden. Nach ca. 4-5 Wochen konnte ich beobachten, wie sich das größere Männchen für den kleinsten Fisch zu interessieren begann und das etwas unterlegene Männchen in die Schranken wies. Das war dann für mich das Signal, mal was zu probieren. In einem extra hergerichteten 90-Liter-Becken mit Wurzelwerk, Steinen und vielen Blättern bei gleichen Wasserwerten habe ich die Fische zur Zucht angesetzt, auch das zweite Männchen mit dazugesetzt, was eigentlich jeglicher Logik und den bisherigen Erfahrungswerten widerspricht, und habe das Wasser innerhalb von zwei Wochen auf ziemlich extreme Werte getrimmt – pH 4,9, dKH 0°. Vielleicht halten mich einige Zuchtfreunde von der alten Schule für einen Panscher oder Nestbeschmutzer, weil ich, auch aus Zeitgründen, das ganze Prozedere mit Salzsäure und destilliertem Wasser fabriziere, aber es funktioniert! Ich bin halt ein unbedarfter „Bauchzüchter“, der noch nie einen Leitwert des Wassers bestimmt hat. Möglicherweise habe ich aber auch nur Glück gehabt bisher.                                                                                     Also, das Weibchen hat eines Abends das erste Mal auf einem Stein abgelaicht – hurra!  Jetzt hieß es beobachten und Ruhe bewahren. Nach zwei intensiven Pflegetagen merkte ich dann, dass das Weibchen langsam ins Schludern kam – sie schenkte den zwei Männern viel zu viel Aufmerksamkeit, was eigentlich vom Eindruck her gar nicht nötig gewesen wäre; sie war halt sehr übereifrig. Mir schwante schon was, dass sie überfordert wäre und siehe, am dritten Tag war das Gelege weg. So eine Sch...öne Bescherung, ärgern war angesagt, hoffen auf einen erneuten Anlauf. Und sie haben mich auch nicht lange warten lassen; schon nach einer reichlichen Woche hatten sie es wieder „getan“. So, also diesmal keine Luft ranlassen, das Gelege samt Stein in einem Gerdkasten sicherstellen, ordentliche Belüftung mit rein, an Erlenzapfen denken und abwarten. Sieht gut aus, die ersten Tage nur ca. 10 unbefruchtete Eier bei insgesamt etwa 80 Stück. Die habe ich mit einem Schaschlykstäbchen vorsichtig entfernt, was auch relativ gut zu bewerkstelligen war, da die Eier nicht so dicht an dicht gelegt worden sind. Ganz wichtig, schätze ich, ist das tägliche Einbringen von teils frischem, teils Aquarium-Wasser in den Brutkasten, solange, bis die jungen Fische das erste Mal umgesetzt werden können. Am vierten Tag dann der Schlupf, und wieder heißt es abwarten. Die Larven machten einen sehr stabilen Eindruck, keine Ausfälle bis zum Freischwimmen nach weiteren vier Tagen. Da die Larven relativ groß waren, konnte ich gleich mit Artemianauplien anfüttern, was auch gierig angenommen wurde. Die Tage vergingen, die Fischlein fraßen viel und wuchsen schnell – und starben!!! Plötzlich zwei, drei Leichen. Okay, kann passieren; am nächsten Tag fünf Tote – Panik machte sich breit. Was läuft hier schief? Ich glaube, ein paar Körnchen Natron haben die Situation gerettet, aber das ist nur Spekulation. Möglich, dass das Wasser für die Kleinen etwas zu sauer war und durch die Stabilisierung des pH-Wertes ein weiteres Sterben verhindert werden konnte, vielleicht hat sich aber auch nur die „Spreu vom Weizen getrennt“ und die paar „Bodenrutscher“, die es in jedem Wurf gibt, haben sich zeitig verabschiedet – ich weiß es nicht mit Gewissheit. Jedenfalls gab es danach keine Ausfälle mehr, auch das mittlerweile zweimalige Umsetzen in größere Gefäße haben die Jungfische gut verkraftet und momentan gedeihen ca. 60 Stück bei bester Gesundheit (toi,toi,toi) und fressen mir die Haare vom Kopf.                                                                                                                                                                  Ein paar Bilder möchte ich Euch nicht vorenthalten, trotz der schlechten Qualität der Fotos, die meiner bescheidenen Fotoausrüstung geschuldet ist.                                                             

der stolze Vater                                                                                 die Mutter über dem Gelege                                                            das Gelege (unterhalb des roten Blattes)

nach dem Schlupf nur daliegen                                                      tagelang das Warten ...                                                                   aber der Dottersack wird kleiner

jetzt ist er fast ganz weg                                                                 erstes Füttern                                                                                   der Wanst ist voll

erstes Umsetzen ins 6-l-Becken nach 2 Wochen           Umsetzen ins 45-l-Becken nach 4 Wochen; Musterung kommt           immer auf der Suche nach was Fressbarem

sie wachsen relativ schnell                                                            und machen einen stabilen Eindruck                                             ... und immer wieder lockt das Weib!